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  • AutorenbildMatze

Wintertracking 2018 - Tierspuren in der Landschaft



Der Winter 2017/2018 brachte einige schöne Schneetage mit sich, was hier in Norddeutschland leider keine Selbstverständlichkeit ist.


An diesen Tagen hält es mich nicht im Haus! Dann zieht es mich in raus in die Felder um nach den Spuren der Tiere zu suchen!


In diesem Artikel möchte ich eine kleine Einführung in die Spuren geben, dabei lasse ich alles komplizierte zunächst weg und möchte es möglichst einfach halten für die, die Spurenlesen noch nicht so kennen!


Für die Tätigkeit Spuren zu interpretieren werden verschiedene Begriffe verwendet, wie Fährtenlesen, Spurenlesen oder auch Tracking. Unter Tracking verstehe ich ein Spurenlesen, in dem nicht nur die Frage "welches Tier war es" zu beantworten gilt, sondern auch Fragen mit einbezieht, wie zB. "was hat das Tier gemacht" oder "wie ist die Stimmung an dem Ort" ?


Spannend ist es vor allem, wenn man sich ausmalt, dass eine Fährte immer eine Verbindungslinie von dem Ort der Spur zu dem lebendigen Tier in unserer Landschaft ist! Auf dem Weg kann das Tracking viele Geschichten offenbaren, die von den Tieren jeden Tag geschrieben werden - Und zwar in Form von Spuren und Abdrücken in dem Boden unserer Umgebung. Schnee ist da natürlich ein besonders schönes Substrat, weil Spuren leichter auffallen und über weite Strecken besser nachvollziehbar sind!



Jetzt aber los in die Spuren!


Dieses Bild habe ich auf einem Feld in der Nähe meines Hauses gemacht. Zur Orientierung: Die Spur ist insgesamt ca. 4 bis 5 cm lang. Man erkennt gut, dass dieser Abdruck nicht wie eine typische Pfote mit Krallen aussieht, sondern eher wie zwei nebeneinander liegende Linien erscheinen. Man spricht hierbei von Schalenabdrücken.


Ein weiteres Indiz sind die zwei deutlichen kleinen Abdrücke am unteren Ende der Spur, die Geäfter genannt werden. Das spricht ebenfalls für Schalenwild...


Doch was ist nun Schalenwild? Welche Tiere kommen da infrage?


Zum Schalenwild zählen eine ganze Menge Tiere, wobei ich jetzt nur auf die eingehen werde, die man hier in Norddeutschland auch realistisch sehen kann. Dazu zählen vor allem Rehe, Wildschweine, Rot- und Damhirsch.


Theoretisch haben aber auch Ziegen und Schafe Schalen, was bedacht werden muss, wenn man auf einer Weide nach Spuren sucht!


Meine Spur auf dem Foto stammt von einem Reh. Ich konnte das Tier vorher noch sehen, wie es über das Feld lief. Rehspuren zeigen allerdings nicht immer das Geäfter (die zwei Abdrücke unterhalb der großen Schalen). Meist erkennt man diese nur, wenn das Tier weit genug in den Untergrund einsinkt. Das Geäfter kann für die Bestimmung sehr hilfreich sein! Wenn ihr nochmal das Bild oben anseht, fällt auf, wie linear das Geäfter hinter der Spur liegt. Beim Wildschwein zum Beispiel wäre dieses deutlich weiter außen.



Auf diesem Bild sind wieder Spuren eines Schalenwildes zu erkennen. Diesmal ohne Geäfterabdruck und auch deutlich größer. Zum Vergleich liegt mein Messer daneben, dessen Klinge 10 cm lang ist. Es handelt sich hierbei um die Spuren des Rothirsches, dessen Spuren ich im Harz bei einer Winterwanderung aufgenommen habe.


Rehwild kommt hierbei nicht infrage, da Rehe eigentlich niemals Schalenabrücke haben, die größer als 5 cm sind!



Auch bei dieser Spur habe ich glücklicherweise die Hirschkuh gesehen, was natürlich dann Spaß macht, wenn man das gesehene Tier mit dem Abdruck am Boden direkt vergleichen kann.


Als ich der Hirschfährte hinterher gelaufen bin, sah ich plötzlich eine Rutschspur (s. Bild). Der Hirsch scheint beim fliehen auf dem glatten Eis unterhalb des Schnees weggerutscht zu sein. Hoffentlich hat er sich dabei nicht wehgetan :)





Nun zu einem anderen Spurenbild:



Bei dieser Spur sieht man nun eine typische Pfote. Dazu gehört ein großer Mittelhandballen und die davor liegenden Zehen. Jetzt ist es immer hilfreich, die Anzahl der Zehen zu betrachten. Seht ihr wie ich 4 Zehen? Super!


Bei Pfoten mit 4 Zehen kommen bei uns in der Landschaft vor allem Katzenartige und Hundeartige vor. Zu den Hundeartigen würden Wolf, Haushund und Fuchs gehören, zu den den Katzenartigen Luchs, Wild- und Hauskatze. Wer jetzt aber einen genaueren Blick vor die Zehen bei dieser Spur wirft, erkennt in diesem Fall keine Krallenabdrücke... Das spricht für die Katzen. Katzen können nämlich ihre Krallen ein- und ausfahren. Der Hund kann das nicht! Auch die Form des Mittelhandballens spricht hier für Katze.


Hier noch mal zum Vergleich die Spur eines Haus-Hundes, erkennt ihr die Krallenabdrücke? Und vergleicht doch mal selbst die Form des Mittelhandballens!


Neuerdings kommt übrigens vermehrt der Marderhund vor, der auch 4 Zehen abdrückt. Also vergleicht auch mal seine Spur!


Auf dem nächsten Foto ist ein anderer hundeartiger Vertreter zu sehen, und zwar der Fuchs. Er hat eine typische hundeartige Spur mit vier Zehen und Krallen. Am Bild kann man zwar keine Details erkennen, aber das Trittsiegel ist deutlich ovaler in der Gesamtform abgedrückt.


Schaut mal genau ins Bild, der Fuchs folgt hier gerade selbst einem anderen kleineren Tier. Wahnsinnig cool, eine Trackingkette, der Fuchs auf der Fährte seiner Beute und ich auf der Fährte von ihm :-) Das meine ich mit den Geschichten...


Wer auf eine Fuchsspur trifft, kann ebenfalls auf die vorderen Zehen achten, diese liegen meist weiter vorne als bei einem Hund, wodurch auch die ovale Form zustande kommt. Sonst kann man den Fuchs schon leicht mal mit einem kleinen Hund verwechseln!


Und nun mal zu einer Gangart eines anderen Tieres:



Eichhörnchen hoppeln am Boden. Dabei werden die beiden Vorderpfoten gerade nebeneinander gesetzt, während die größeren

Hinterpfoten die vorderen Pfoten im Sprung übereilen, also nebeneinander vor die Vorderpfoten gesetzt werden. Dann springt das Tier, in dem es sich mit den Hinterbeinen abdrückt und landet wieder auf den Vorderpfoten. Probiert es mal aus, ist nicht so einfach!

Die Bilder des Eichhörnchen stammen aus dem Harz.




Und welches Tier hoppelt noch? Klar! Hasen und Kaninchen:



Die nächste Spur habe ich schon mal im Blog behandelt, zeige sie aber gerne nochmal:



Eine Spur, an der ich lange genagt habe... zu erst dachte ich an ein marderartiges Tier, als auf die Spur traf. Man kann hier nämlich fünf Zehen mit Krallenabdrücken sehen, was für Marder sprechen könnte... Der Dachs gehört übrigens auch zu den Mardern!

Da das Tier aber bergauf ging, sind die sonst größeren Hinterfüße wohl nicht ganz abgedrückt worden... Außerdem passen die Finger nicht so ganz für Marderartige... Da kommt eher ein Raubtier infrage, dass seinen Ursprung eigentlich nicht hier in Europa hat, sondern für Pelze aus Nordamerika hier zu uns verschleppt wurde: Der Waschbär! In Deutschland sind sie im letzten Jahrhundert aus Pelzfarmen abgehauen und verbreiten sich seit dem im ganzen Land - in einigen Teilen sogar sehr plagenhaft...



Die Fährte des Waschbären



Hier lasse ich euch gerne mal Rätseln: Immer zwei kleine Pfoten, die parallel abgedrückt wurden und dazu eine schleifende Schwanzspur... Ideen? ;-)


Hier eine gemütlich schlendernde Taube im gemütlichen Schritt. Dabei setzt sie Füße immer nacheinander ab, ähnlich so wie wir Menschen es tun.




Hier die Trittsiegel einer Amsel, sie hüpft sehr häufig bei der Futtersuche und setzt die Füße nebeneinander ab! Je nach Boden kann sie aber auch laufen und die Füße abwechselnd setzen. Bei Vögeln ist die Bestimmung mit Trittsiegeln sehr schwer, hier hatte ich das Glück, den Vogel zu beobachten, wie er seine Spuren hinterließ. Sonst hätte ich wohl Kaum auf die Art schließen können.


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So... das reicht jetzt erst mal an Spureneindrücken aus dem Winter, ich möchte den Artikel auch nicht zu lang gestalten. Man könnte nämlich Bücher mit weiteren Fotos und Infos füllen. Hier also nur ein kleiner Ausschnitt zum warm werden! :-)


Es macht auf jeden Fall Spaß draußen die Augen offen zu halten und vielleicht beim nächsten Spaziergang im Wald mal nach kleinen und großen Spuren zu schauen! Erinnert euch dann an die Frage, ob Pfoten oder Schalen? Wie viele Zehen kann ich sehen? Erkenne ich Krallen? Sieht man ein Geäfter bei den Schalen? Jeder kleine Fortschritt beim Erkennen ist ein Gewinn!


Nach Regenfällen im Schlamm kann man übrigens genau so gut ins Tracking gehen, es muss nicht dafür Schnee liegen! Auch bei Trockenheit kann man an Fluss- oder Seeufern sehr gut tracken gehen!


Wenn ihr so ein Erlebnis habt, dann schreibt mir gerne davon oder zeigt mir her eure Bilder: Entweder bei Instagram unter dem Hashttag #wildesundbuntes oder bei Facebook!


Ich freue mich drauf!




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